Zitat:
Was war das für ein Kurs, wo du mit solchen Fragen raus kommst?
Wirf das Seil über den Ast und mach es unten am Stamm fest. Fertig.
Wenn der Ast dick genug ist, kann man das machen. Man sollte nur wissen, dass in diesem Fall die doppelte Kraft auf den Ast wirkt, verglichen mit der Würgeschlinge. Man baut sich ja damit einen Flaschenzug.
Zitat:
Als der Lehrgangsleiter dann in der Mittagspause hörte, daß ich in einem Karabiner mehrere Seile bzw. Leinen hätte, wurde er dann doch etwas deutlicher. Es wären an der Wand schon Kletterer im Vorstieg abgestürzt, weil sie als letzten Vorstiegsanker vorm Abseilen den Top-Rope Ankerpunkt genommen hätten. Da hätte sich dann ihr lebendes (= unter Spannung stehendes) Seil an dem toten (= locker im Karabiner hängendem) Seil, das fürs Top-Rope-Klettern eingehängt ist, durchgescheuert.
OK, hier besteht ein Missverständnis. Das, was der Leiter beschrieben hat, ist was anderes als das, was du mit dem Baum meinst.
Die Kletterer in der Halle seilen sich nicht ab (das macht man eher draußen am Fels), sondern sie werden vom Sicherer abgelassen.
Abseilen: Das Seil ist fest, z.B. hängt es oben in einem Karabiner, und du hängst mit einem Sicherungs-/Abseilgerät im Seil, also z.B. einem Tube oder einer Acht. Dann hältst du das Seil unterhalb des Gerätes in der Hand und lässt es "durchgleiten". Dazu kann man entweder das Seil lose im Karabiner haben, dann seilt man im Doppelstrang ab, oder man hat es unten befestigt, z.B. mit einer Bandschlinge mit Ankerstich am Baum, dann seilt man im Einzelstrang ab. Also: Seil oben ist fest, Seil am Gurt bewegt sich.
Ablassen: Du hast das Seil am Gurt festgeknotet und dein Sicherer steht unten und lässt es durch sein Gerät gleiten. Also: Seil oben bewegt sich, Seil am Gurt ist fest.
In so einer Situation (Seil bewegt sich durch den Karabiner) darf kein zweites Seil im Karabiner sein. Wenn dann ein Seil im Karabiner sich bewegt und das andere nicht, wird das sich nicht bewegende Seil durchgescheuert.
In deinem Fall ist das aber was anderes: Du hast zwei Seile im Karabiner eingeknotet, von denen sich keines bewegt.
Zitat:
@dsktchef: Das Problem mit brechenden Alu-Karabinern kenne ich noch aus der Gleitschirmfliegerei von vor etlichen Jahren. Damals wurde wegen wiederholter Karabinerbrüche aufgrund von Materialermüdung der Alukarabiner AustriAlpin Parafly vom Luftfahrtbundesamt gegroundet. War damals eine ziemlich große Sache, weil der Karabiner grob 90% Marktanteil hatte und von jetzt auf gleich nicht mehr benutzt werden durfte. Vor dem Hintergrund habe ich damals dann schon auf Stahl gesetzt und tue dies heute noch, eben weil sich Stahl erst einmal verbiegt bevor er bricht. Wenn der Karabiner dann nach der Entlastung nicht mehr aufgeht, weil er sich verzogen hat, fliegt er raus. Ich habe aber nur einmal in der Flugschule einen Schraubkarabiner nicht mehr aufbekommen und entsorgt. Bei meinem privaten Material habe ich so etwas noch nie erlebt.
Ich versuche mal zu präzisieren:
1. Alu bricht, Stahl verbiegt sich (und kann auch irgendwann brechen). Das bedeutet, dass du bei Stahl eine Art Frühwarnung bekommst, während Alu unvorbereitet bricht und dann ist Ende im Gelände.
2. Auf Karabinern (jedenfalls die für den Bergsport) sind drei Bruchlasten angegeben: Längsbelastung, Querbelastung (also in Richtung des Schnappers), Schnapper offen Belastung. Den Karabiner über eine Kante belasten, so wie bei deiner Zeichnung, darf man niemals. Da hilft auch keine Rückrufaktion, dafür sind die Dinger einfach nicht ausgelegt.
Schöne Grüße
Christian