Hallo,
habe vor einigen Monaten eine Eder 1200 gekauft und möchte Euch unsere Erfahrungen berichten.
Ausgangslage
Wir haben ca 1 ha Mischwald im Steilhang gleich hinter dem Haus, seit ca 25 Jahren nicht durchforstet. BHD typ. 30cm, bis max 45cm.
Holzbringung erfolgt hauptsächlich bergab. Sehr, sehr viele Hänger, einige Vorwärts-, einige Rückwärshänger.
Vor Anschaffung der Spillwinde haben wir die zahlreichen Hänger entweder mit Hebeln und/oder einem Kettenzug abgedreht oder abgezogen oder rausgewurstelt. Mühsam.
Auswahl Spillwinde
Das Lesen dieses Threads (alle 76 Seiten!) war sehr hilfreich. Habe lange zwischen Docma VF105, VF80 und Eder 1200 geschwankt, mich dann für die Eder 1200 entschieden. Powerwinch kam nie in Frage, da diese keine Lasthaltefunktion hat.
Grund dafür war das solide Design der Eder, und die vielen Berichte über Seilübersprünge der Docma, insbes. der VF105. Für die Docma würde das geringe Gewicht sprechen. Habe die Winde dann ohne Seil bei profiwerkzeug24 gekauft, obwohl ich sie anderorts um ein paar Euro billiger bekommen hätte.
Seil
Die Auswahl eines geeigneten Kernmantel-Seiles war kniffliger als gedacht. Das günstige Docma-Seil scheint schnell zu verschleissen und zu Mantelverschiebung zu neigen.
Gefunden habe ich auf willhaben.at ein gebrauchtes aber trotzdem neues Statikkletterseil Patron von Teufelberger, 9mm, 80m.
Wichtig bei der Seilauswahl war mir u.a. eine geringe Arbeits-Dehnung. Habe gelernt, dass selbst namhafte Hersteller nur wenig Daten betreffend Seildehnung veröffentlichen.
Hilfsseil: 12m, 9mm, zum Umziehen von Hängern, vom 80m-Seil abgeschnitten. Palstek und Schäkel an beiden Enden.
Zum Rausziehen verwende ich die Ketten, zwecks Seil-Schonung.
Seilkausche: von Grube, am fernen Seilende eingebunden.
In die Seilkausche habe ich eine Einhängelasche (Grube) und einen 2t Wirbellasthaken (Amazon) eingehängt, damit ich sowohl eine Rückekette als auch ein Hilfsseil anschlagen kann.
Seilsack: bunte IKEA- oder Obi-Tasche.
Umlenkrolle: ISC RP066, Kugellager, Aluminium. Bruchlast 70kN, keine Zulassung für Forstwirtschaft. Kugellager ist wohl nicht notwendig, aber der Preis war quasi ident zum Gleitlager.
Einsatz der Winde
Die Erstinbetriebnahme war einfach (soferne man brav nur einmal mit Choke am Starter zieht).
Am ersten Tag hatte ich zwei unkomplizierte Seilübersprünge. In beiden Fällen war das Seil komplett ohne Spannung, und die Winde lag nicht in Zugrichtung. Jetzt achte ich darauf, entweder etwas Zug am Seil zu haben, oder ich stelle den Fuß aufs einziehende Seil. Einfach.
Wir verwenden die Winde für
1. Umziehen von Bäumen, die zweifellos zum Hänger werden. Hilfsseil in 3-5m Höhe um den Baum legen (Königsbronner-Anschlagstechnik, dzt noch mit einer langen Astgabel), dann Stechschnitt mit unterschnittenem Halteband, dann umziehen. Bei Schwachholz aufgestellter Stechschnitt mit Halteband.
Etwas mühsam kann es sein, das Hilfsseil unter dem gefällten Baum rauszubekommen. Dann ist es hilfreich, wenn beide Seilenden keine Hardware im Palstek haben. Ich entaste erst dann, wenn das Seil neben dem Baum liegt.
2. Abziehen von Hängern vom Stamm. Nur selten benötigt, da wir meistens Punkt 1 anwenden.
3. Rausziehen der Stämme
4. starke Vorwärtshänger: etwas Spannung mit Winde wegnehmen, evtl. Baumpresse, dann Fällen mit Halteband.
5. Rückwärtshänger
6. starke Rückwärtshänger: fragt mich nächsten Winter, wie's damit läuft (hab mich noch nicht darübergewagt)
Mein Fazit zur Eder 1200
Positiv: zuverlässig, robust, viel Kraft, guter Überrollbügel, sieht cool aus, Geschwindigkeit sehr gut für unseren Einsatzzweck geeignet.
Negativ: fummeliger, wenig robuster Ein/Aus-Schalter, Handgriff am Starterseil zu klein, Motor laut und rau. Der Winkel zum Ziehen und Gasgeben via loses Seilende könnte weiter sein. Etwas mühsam, im Steilhang eine gute Position zu finden.
Vorsicht beim Lösen eines noch unter Spannung stehenden Seiles von der Trommel.
Letzter Tip: Die Videos der bayerischen Staatsforste sind super! Leider nur wenig zum Thema Windeneinsatz.
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